Der Neinsage-Künstler Philippus der Diakon
Ja, Sie lesen recht, ich bin es, Philippus, einer der ersten Diakone aus der Apostelgeschichte.
Wenn ich über das Verbindende Nein lese, kann ich so vielem zustimmen: Genau, das ist es! Ich merke dabei, dass ich wirklich ein Neinsage-Künstler war, wenn mir dieser Begriff gestattet sei. Wäre das nicht so gewesen, hätte der Heilige Geist – mit dem ich ja erfüllt war und bin – also nicht auf mein Verbindendes Nein zurückgreifen können, dann wäre mein Leben nicht das geworden, was manche eine „beispielhafte Karriere“ nennen.
Stell dir mal vor, du wirst als jemand erkannt, der einen guten Ruf hat, voll Geistes und Weisheit ist (Apostelgeschichte 6, 3), der es schon zu etwas im Leben gebracht hat, und dann sollst du plötzlich Armenpfleger werden. Die Armen der Gemeinde an den Tischen bedienen, damit keine Witwen murren, Altersfürsorge, würde man heute sagen. Nicht so berauschend, könnte man meinen, schmeckt mehr nach Putzdienst in der Gemeinde oder Gemeindeblättchen austragen.
Okay, mein Herz war zutiefst berührt von dem, was wir miterlebt hatten mit dem Tod und der Auferstehung unseres Herrn Jesus und dann noch die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten - wie ihr diesen Gedenktag nennt – trotzdem, diese Berufung zu akzeptieren und damit Nein zu meinem bisherigen Leben zu sagen, da musste ich doch erst einmal kurz durchschnaufen.
Aber das war ja erst der Anfang meiner Verbindenden-Nein-Karriere.
In Apostelgeschichte 8, 5-6 könnt ihr lesen, dass ich von der Zerstreuung der Gemeinde in Jerusalem betroffen war, deshalb nach Samarien kam und dort das Evangelium verkünden konnte. Hier war mein großes Ja zu Gott gefragt und immer wieder kleine Neins, dass all die vielen Unannehmlichkeiten der Flucht und des Neubeginns nicht zu viel Raum eingenommen haben.
Auf jeden Fall habe ich dort in Samarien Nein zur Berufung als Armenpfleger gesagt und Ja, das Evangelium zu verkünden. Könnt Ihr euch vorstellen, wie oft dabei mein Nein gefragt war? Einerseits gegen den Stolz, der sich meldete bei all den Zeichen und Wundern, die geschahen, aber auch immer wieder gegenüber Menschen, die mich auf ein Podest heben wollten, das nur Jesus zusteht?
Und dann - wer erlebt das schon - erscheint mir ein Engel, der mich von dieser großartigen Erweckung in Samarien weg in die Wüste schickt! Da gab es schon einige Stimmen, die mich abhalten wollten. Aber nein, ich ging los! Ohne zu wissen, was auf mich zukommt.
Wenn ich da meine Inneren Grenzen, die mich schützen, nicht durch mein verbindendes Nein hätte gut gestalten können, dann wäre dieser Finanzverwalter aus Äthiopien höchst wahrscheinlich nicht zum Glauben gekommen. Und, so nebenbei, was mir Wikipedia verraten hat, was dieser dann in Äthiopien alles für das Reich Gottes bewirkt haben soll, das wäre auch alles nicht passiert.
Anschließend, so denkt man doch, bin ich schnellstens wieder zurück zu meiner Gemeinde in Samarien. Nein. Okay, das was da passiert ist, da waren mein Ja und Nein nicht sehr gefragt. Ich wurde gepackt - die Bibel schreibt, entrückt vom heiligen Geist - und ich fand mich in Aschdod wieder, im Süden unseres Landes. Dort zog ich durchs Land und predigte überall die Frohe Botschaft. Jetzt war ich tatsächlich Evangelist.
Also, mal zusammengefasst: vom normalen Christen – und das ist doch auch was! - zum ausgewählten Diakon, dann zum Gemeindegründer mit Zeichen und Wundern, dann kurzer Besuch in der Wüste, um Äthiopien zu segnen, und dann das karge Leben als Wanderprediger. Na, ist das nicht eine Karriere.
Und plötzlich verschwinde ich aus der Apostelgeschichte. Das hat mich nicht so berührt, denn diese wurde ja erst später verfasst. Natürlich ging mein Leben weiter. Und wollt Ihr wissen, wie?
Dann blättert doch mal bis Apostelgeschichte 21,8: Zweiundzwanzig Jahre später werde ich wieder erwähnt. Wow, solange habe ich stillgehalten? Nein, natürlich ging mein erfülltes Leben mit Gott weiter. Denn ganz unbekannt bin ich doch nicht geblieben – auch wenn ich nicht mehr in den täglichen christlichen Nachrichten erschien.
Was habe ich in dieser Zeit bewirkt? Zumindest Kinder gezeugt, die auch zum Segen geworden sind, auf sie komme ich gleich zu sprechen.
Immerhin war mein Ruf doch so, dass der große Apostel Paulus es als wert betrachtet hat, bei mir für ein paar Tage einzukehren! Ich zitiere mal: „Am nächsten Tag zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war („also eindeutig ich!“), und blieben bei ihm. Der hatte vier Töchter, Jungfrauen, die prophetisch redeten.“
Ja, ja, meine Töchter, gleich vier und dazu auch noch prophetisch Redende! Für alles, was sie so gesagt haben, war ich ja mitverantwortlich als Vater und Verantwortlicher unseres Hauses. Heutzutage würde das heißen, dass ich ständig ihre Facebook- und Twitterbotschaften lesen müsste, mit all den Kommentaren. Auch damals gab es Kommentare, und nicht selten war ich gefordert, Nein zu manchen Besserwissern oder Zweiflern zu sagen. Und ab und zu auch mal Nein zu meinen Töchtern. Das alles, ohne dass unsere Beziehung gestört wurde, unser Vertrauen zueinander sich vertiefen konnte, wie es ein Hauptziel vom Verbindenden Nein ist!
Und unverheiratet waren sie! Wie oft haben meine Frau und ich darüber gesprochen, was aus ihnen einmal werden wird. Ehrlich, nicht immer waren wir da einer Meinung, aber das Verbindenden Nein hat uns geholfen, dass unsere Freude aneinander nicht getrübt wurde. So wie es in diesem Buch steht: Eine Liebe, die kein Nein aushält, ist keine Liebe!
Und es hat uns geholfen, zu unseren Sorgen bezüglich der Altersversorgung unserer Töchter Nein zu sagen. Sorgen ade.
Ja, ich lebte aus dem Ja zu meiner grundlegenden Berufung, mit Jesus verbunden zu sein, und konnte Ja zu vielen Berufungen sagen, ob ich mich in die Wüste „nur“ zu einem Menschen habe führen lassen oder eine Familie gegründet habe. Möglich war dieser Weg auch durch das Verbindende Nein zu manch anderen Angeboten (oder Versuchungen). Glaubt Ihr mir das?
Jesus sagt „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Mt. 25,21)
Euer Verbindende-Nein-Künstler Philippus