Zum Thema des Neuen Neinsagens hatte ich vor einigen Jahren einen Halt-Gewalt-Fragebogen „Wie erleben wir Gebote bzw. Gesetze?“ entwickelt und zunächst online dazu Daten erhoben.
Zu jedem der dort vorgegebenen Gebote sollten sechs Eigenschaften anhand einer Fünferskala bewertet werden. Drei Eigenschaften waren dem Bereich Halt zugeordnet („schützt mich“, „ist gut für mich“, „gibt mir Orientierung“), drei Eigenschaften dem Bereich Gewalt („kontrolliert mich“, „setzt mich unter Druck“, „engt meine Freiheit ein“).
 
Die Haupthypothese, je sinnvoller man ein Gebot erlebt, umso mehr verbindet man mit damit „positiven Halt“, konnte bestätigt werden.
 
Zum Verbindenden Nein > www.5xja.de gehört, wenn es zeitlich möglich ist, zu vermitteln, was der Sinn meines Neins ist.
 
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Hier zum Artikel dazu:
 

Der Gewalt-Halt-Fragebogen

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde ein Halt-Gewalt-Fragebogen „Wie erleben wir Gebote bzw. Gesetze?“ entwickelt und zunächst online dazu Daten erhoben.

Der Fragebogen wurde nach einigen Vorfassungen auf sechs Gebote reduziert, die ein Arbeitsteam zusammengestellt hatte.

1. Das Gebot der Pünktlichkeit

2. Das Verbot von regelmäßigen verkaufsoffenen Sonntagen

3. Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen

4. Das Verbot von Ehebruch

5. Das Einhalten der Nachtruhe

6. Regelmäßige Zahnpflege

Zu jedem dieser sechs Gebote sollten sechs Eigenschaften anhand einer Fünferskala bewertet werden. Drei Eigenschaften waren dem Bereich Halt zugeordnet („schützt mich“, „ist gut für mich“, „gibt mir Orientierung“), drei Eigenschaften dem Bereich Gewalt („kontrolliert mich“, „setzt mich unter Druck“, „engt meine Freiheit ein“).

Zusätzlich sollte noch eingeschätzt werden, wie sinnvoll das Gebot betrachtet wird. Des Weiteren wurden einige soziale Daten erhoben.

 

Ergebnis:

An der Befragung nahmen 175 Männer und 508 Frauen teil. 627 Teilnehmer bezeichneten sich als praktizierende Christen und als einer der christlichen Kirchen angehörig.

 

Folgende Hypothesen standen zur Prüfung an:

1. Je mehr ein Gebot als „sinnvoll“ erlebt wird, umso mehr gibt dieses „Halt“

2. Die beiden Faktoren Halt und Gewalt lassen sich gut mittels einer Faktorenanalyse trennen

3. Je älter die Probanden sind, umso mehr „Halt“ verbinden sie mit den Geboten.

4. Frauen verbinden mit Geboten mehr „Halt“ als Männer.

5. Praktizierende Christen verbinden mit Geboten mehr „Halt“ als Nicht-Christen.

6. Je länger jemand Christ ist, umso mehr „Halt“ verbindet er mit Geboten.

7. Der Schulabschluss spielt keine Rolle, ob man mit Geboten mehr Halt oder Gewalt verbindet.

 

Hypothesenprüfung:

Die Hypothesen 3-6 konnte nicht gestützt werden. Es fanden sich keine signifikanten Zusammenhänge (Korrelationen).

Hypothese 7 (Schulabschluss) konnte gestützt werden: kein Einfluss der Schulbildung auf das Erleben von Halt oder Gewalt. (Ausnahme: “Das Verbot von regelmäßigen verkaufsoffenen Sonntagen“ stuften die Hauptschulabgänger weniger Halt gebend ein als die Probanden mit Realschulabschluss oder Gymnasialen Abschluss ein.)

Hypothese 1 konnte gestützt werden: Je sinnvoller man ein Gebot erlebt, umso mehr verbindet man mit damit „Halt“.

Hypothese 2 konnte ebenfalls gestützt werden: Eine Faktorenanalyse mit 2 Faktoren zeigte, dass die beiden Faktoren im Wesentlichen jeweils von Fragen zu Halt und Gewalt repräsentiert werden.

 

Weitere Ergebnisse:

Wollen wir den überdurchschnittlichen Bereich ab Durchschnittswert 4 ansetzen, und den unterdurchschnittlichen bis Durchschnittswert 2, dann wurden:

  • Das Verbot von regelmäßigen verkaufsoffenen Sonntagen, das Verbot von Ehebruch, das Einhalten der Nachtruhe und das Gebot der regelmäßigen Zahnpflege wurden unterdurchschnittlich als Gewalt erlebt.
  • Keines der abgefragten Gebote wurde überdurchschnittlich als Gewalt erlebt.
  • Als überdurchschnittlich Halt gebend wurden das Verbot von Ehebruch und das Gebot der regelmäßigen Zahnpflege und Nachtruhe erlebt, alle anderen als durchschnittlich.

 

Erwähnenswert ist, dass das Gebot der Pünktlichkeit und das Gebot der Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen bei Gewalt einen signifikant höheren Durchschnittswert bei Gewalt als die anderen Gebote erhalten.

Warum?

Auch in der Faktorenanalyse deutet sich bei diesem Gebot ein neuer Faktor an. Mehr Gewalt (höhere Mittelwert bei Geschwindigkeitsbeschränkung und Pünktlichkeit) führt auch zu niedrigerem Halt (niederer Mittelwert bei Geschwindigkeitsbeschränkung und Pünktlichkeit). Wahrscheinlich wurden hier mehr unangenehme Erfahrungen gemacht und vor allem häufiger, als zum Beispiel bei der Zahnpflege.

Diskussion

Die Untersuchung hat eine Schwachstelle, dass die größte Anzahl der Probanden Christen sind. Eine Ergänzung an einer nicht-christlichen Population ist sinnvoll.

Eine Abfrage, wie häufig das jeweilige Gebot für den Befragten zutrifft, wäre ebenfalls sinnvoll gewesen und wie er sich dann verhält.

  1. Es gibt die beiden Seiten eines Gebotes „Gewalt“ und „Halt“
  2. Je sinnvoller ich Gebote erlebe, umso mehr Halt und weniger Gewalt erlebe ich.
  3. Mehr Gewalt bei Geboten, an denen andere beteiligt sind und die häufig zutreffen.

(Geschwindigkeitsgebot – Pünktlichkeit). Häufige negative Konsequenzen sind dadurch erfahrbar. Das gilt zum Beispiel nicht für Zahnpflege.

  1. Erlebe ich ein Gebot öfters als Gewalt, dann reduziert dies sein Halt-Erleben.
  2. Das Alter (Erwachsene), Geschlecht und Glauben spielen keine Rolle im Erleben von Geboten.