Einer der Hauptsätze des Verbindenden Nein ist: Je überzeugter ich vom Nein bin, umso leichter und wirkungsvoller kann ich es setzen. Je überzeugter ich vom Nein bin, umso mehr werde ich eine natürliche Autorität ausstrahlen und kann mich für den anderen öffnen.
Wir werden von unserem Nein überzeugt sein, wenn uns der Sinn, das, was wir mit unserem Nein erreichen oder verhindern wollen, bewusst und wichtig ist. Deshalb jetzt mehr zu den fünf möglichen Sinndimensionen eines Nein.
Ein Sicherheits-Schutz-Nein. Wichtig ist beim Sicherheits-Nein, sich grundsätzlich die Frage nach der konkreten Gefahr zu stellen, vor der man schützen will, diese zu benennen und dann zu überprüfen: Trifft sie wirklich zu?
Hier schützt mein Nein meine Bedürfnisse. Wir alle haben Bedürfnisgrenzen, die wir nicht überschreiten sollten (z. B. brauchen wir Orientierung, ob wir etwas gut oder schlecht gemacht haben), und haben z. B. auch ein Recht auf Freizeit mit Freunden. Wichtig ist hier der Mut, die eigenen Bedürfnisse zu äußern, und – das gehört hierzu – ebenso die Freiheit, aus Liebe auch einmal darauf zu verzichten. Eine eigene Umfrage zeigte mir, dass Nein, das meine Bedürfnisse vertritt, uns am schwersten fallen.
Ein Werte-Nein beginnt mit: „Ich finde es wichtig oder richtig, dass ...”
Zum Beispiel: „Ich finde es richtig, jemanden ausreden zu lassen.“ „Ich finde es wichtig, nicht schlecht über andere Menschen zu reden.“ Jeder hat ein Recht auf Werte. Nur, wir haben nicht alle die gleichen Werte. Öffne dich einmal den Werten und Überzeugungen des anderen. Lass den anderen erzählen, was genau er denkt und empfindet und für wertvoll ansieht.
Ein Werte-Nein braucht Gespräch (wenn wir uns auch nicht auf ewige Diskussionen einlassen müssen, die zu nichts führen – Werte haben mit tiefen Glaubensüberzeugungen zu tun und können im letzten nicht ausdiskutiert werden). Werte-Gespräche können anstrengend sein, doch das Einlassen auf den anderen und seine Werte gibt unserem Nein, wenn wir merken, dass wir dabei bleiben wollen, Kraft.
Du hast ein Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, hast du Entscheidungen getroffen, Pläne gemacht, koordiniert, andere dafür gewonnen und du wirst dabei Neinsagen müssen. Vielleicht zögerst du auch mit deinem Nein, weil du nicht einen Menschen für Ziele, Aufgaben und Projekte opfern möchtest? Natürlich dürfen Ziele, Aufgaben und Projekte nicht zum Selbstzweck werden. Doch wir dürfen sie auch nicht aus feiger Rücksichtnahme aufgeben, denn damit schaden wir wiederum Menschen, uns selbst und anderen.
Politische Wahlen stehen an. Ein Freund fragt, ob du seine Partei wählen wirst. Das hast du nicht vor. Wenn du Nein sagst, weißt du, dass ihr beide ernsthaft miteinander reden müsst. Du wirst auf seine Frage eingehen, deine gegensätzliche Position äußern, also Nein zu seiner Position sagen, weil dir eure Beziehung wichtig ist und es sich lohnt, ihn noch besser kennenzulernen. Erst eine Beziehung, die das Nein aushält, ist eine echte Beziehung. Sich verleugnen oder sogar zu heucheln wird auf die Dauer nicht gut gehen.
Der fünffache Sinn des Nein
… stärkt meine innere Überzeugung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
… gibt mir eine wahrnehmbare Autorität und ich werde dadurch wirkungsvoller.
… lässt mich aber gleichzeitig auch offen für den anderen bleiben.
Ohne Neinsagen kein erfülltes Leben.